Studentischer Wettbewerb zur Transformation des Baudenkmals Brückenkopf der 1. Hammer Eisenbahnbrücke
Wie kann der Brückenkopf heute und für die Zukunft in einen Demonstrator, „Botschafter“, Labor und Ort des Experiments für den Klima-, Ressourcen- und Strukturwandel transformiert werden?
Unter dieser Leitfrage stand die Aufgabenstellung des studentischen Wettbewerbs der TU Darmstadt. Das Baudenkmal Brückenkopf der Hammer Eisenbahnbrücke, eingeweiht 1870, besteht aus markanten Wehrtürmen und steht heute unter Denkmalschutz. Es soll in Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt zu einem autarken Leuchtturmprojekt für die Landesgartenschau 2026 transformiert werden.
Die Würdigung der studentischen Abschlussarbeiten
Die Würdigung für die besten Arbeiten bildete den Höhepunkt und den krönenden Abschluss des Projekts „Bridging the Gap – Unifying People and Planet“ am 08.02.2024 im Cubity der Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen in der Gemeinde Merzenich. Am Tag der Preisverleihung präsentierten acht Studierende ihre Entwürfe und Konzepte zur Neuentwicklung des Neusser Brückenkopfs, an denen sie seit Oktober 2024 gearbeitet haben. In zwei Durchgängen bewertete die Jury die Arbeiten der Studierenden, legte die Platzierungen fest und würdigte die Arbeiten mit Preisgeldern.
Die Aufgabe für den studentischen Wettbewerb zur Transformation des Brückenkopfs
Die Studierenden sollten für ihr Konzept zur Transformation des Brückenkopfs der 1. Hammer Eisenbahnbrücke für den studentischen Wettbewerb die vier Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie, Soziales und Gestaltqualität berücksichtigen. Das Projekt sollte so geplant werden, dass es Bau- und Betriebskosten optimiert, Ressourcen effizient nutzt und die Gemeinschaft sowie die Aufenthaltsqualität fördert, während es gleichzeitig Funktionalität und Ästhetik integrieren soll. Die Leitstrategien der Nachhaltigkeit sollen gezielt über alle Phasen des Projektes, von der Leitidee, über die Ausformulierung der Programmierung, den architektonischen Entwurf und die Konstruktion bis zur Realisierung berücksichtigt werden. Fokussiert wird dabei eine minimalinvasive, energetisch autarke, klimaneutrale, nutzungsflexible und leichte, vorgefertigte Konstruktion, die es zu entwickeln und umzusetzen gilt.
Innovatives Lehrkonzept „Forschendes Studieren“
Im Fokus steht hierbei die enge Verknüpfung von Forschung und Lehre unter intensiver Einbeziehung von Industrie- und Planungspartnern (Network of Partners). Gleichzeitig wird im Modell “Research, Design and Build” ein hoher Praxisbezug durch die Integration externer Forschungspartner gelebt und der gesamte Planungs- und Bauprozess in das Spannungsfeld forschungsrelevanter Fragestellungen und innovativer Gestaltung gestellt. Im Projekt „Bridging the Gap – Unifying People and Planet“ bilden zwei aufeinander abgestimmte Arbeitsmethoden und zeitliche Phasen die Grundstruktur des experimentellen Lehr- und Forschungsmodells „Forschendes Studieren“, das individuell entwickelt wurde.
Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, den kreativen Prozess in Architektur und Design zu revolutionieren
In der 1. Phase sollten die Studierenden mit Hilfe von AI innovative und unkonventionelle Ideen entwickeln und diese in einem AI-Journal dokumentieren. Anschließend sollten die Studierenden eine “Best-off“ Collagensammlung erstellen. Es geht zunächst nicht darum, eine einzelne, perfekte Idee zu finden, sondern eine Vielzahl von Möglichkeiten zu erkunden. AI kann helfen, Konzepte aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und unerwartete Verbindungen zwischen scheinbar unzusammenhängenden Elementen herzustellen. Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence – AI) als Zukunftstechnologie hat das Potenzial, den kreativen Prozess in Architektur und Design zu revolutionieren, indem sie neue Perspektiven und Ansätze bietet, die über traditionelle Methoden weit hinausgehen. Die auf diese Weise collagenartig präsentierten Ideen bilden die Grundlage für die folgenden Phasen des Projekts, in der die ausgewählten Konzepte ausgearbeitet werden. Die Integration von AI am Anfang des Projekts bietet das Potential, den Horizont zu erweitern und innovative Lösungen für komplexe Herausforderungen zu finden.
Von der AI-Best-of-Collage zum fertigen Entwurf im traditionellen Wettbewerb
In der 2. Phase sollten die Studierenden eine ausgewählte Idee aus der Best-of-Collage für den Wettbewerb weiter ausführen und bearbeiten und daraus einen Entwurf erstellen. Die Wettbewerbskultur in der Architektur in Deutschland blickt auf eine lange und erfolgreiche Tradition zurück. Die Wettbewerbsordnung von 1867, die im Wesentlichen bis heute gilt, zielt darauf, dass Architekt:innen oder Künstler:innen einen Entwurf oder eine Idee zur Beurteilung durch eine unabhängige Jury einreichen. Diese Methodik ist ein zielführender Weg, über das Wettbewerbswesen die Baukultur als gelebte Demokratie zu erhalten und gemeinschaftlich nachhaltig weiterzuentwickeln. In den mehrstufigen Verfahren starten alle Studierenden des Entwurfskurses und entwickeln Projektideen, die dann in mehreren Phasen zu einem zu realisierenden Projekt destilliert werden.
Die Jury
Die hochkarätige, mit Experten besetzte Jury bestand aus dem Eigentümer und Initiator des Projekts Konrad Koester, Prof. Dipl. Ing., M. Arch, Architektin BDA Anett-Maud Joppien von der TU Darmstadt sowie Dipl.-Ing. Architekt BDA Markus Schmale, Vorstandsvorsitzender der Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen und Lehrbeauftragter an der TU Darmstadt. Frau Anett-Maud Joppien übernahm den Vorsitz des Preisgerichts. Die Jury vergab Preise an die Studierenden in einem Gesamtwert von 6.000 €, verteilt auf die Preisgruppen.
In der Jury vertreten:
- Konrad Koester – Initiator und Eigentümer Brückenkopf
- Dipl.-Ing. M. Arch, Architekt BDA Albert Dietz – TU Darmstadt
- Dr.- Ing. Hans-Frank Hogeweg – Ingenieurbüro Schmitt in Neuss
- Prof. Dipl. Ing., M. Arch, Architektin BDA Anett-Maud Joppien – TU Darmstadt
- Dipl.-Ing. Architektin Karolin Kegel – TU Darmstadt
- Dipl.-Ing. Architekt Andreas Pilot – TU Darmstadt
- Dipl.-Ing. Architekt BDA Markus Schmale – Vorstandsvorsitzender Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen – Lehrbeauftragter TU Darmstadt
- Dipl.-Ing. Roland Tauber, Stadt Neuss – Untere Denkmalbehörde
Beurteilungskriterien
Die Bewertungskriterien ergaben sich aus der Aufgabenstellung, sodass nicht nur die Qualität der Ausarbeitung und des Entwurfes beurteilt wurde, sondern auch unter anderem auf den Grad der Nachhaltigkeit und die Qualität des Autarkiekonzeptes geachtet wurde.
Die Bewertungskriterien waren im Einzelnen:
- Leitidee und „Botschaft“
- Qualität Autarkiekonzept
- Architektonische Qualität
- Landschaftsplanerische Qualität
- Funktionale Qualität
- Baukonstruktive Qualität
- Grad der Nachhaltigkeit
- Grad und Schlüssigkeit der Durcharbeitung
- Qualität der Präsentation
Die Preise
Die Anerkennungen wurden auf einstimmigen Beschluss der Jury mit einem Betrag von je 250 € brutto, die Verfasser der 2. Preisgruppe mit je 750 € brutto und die 1. Preisgruppe mit einer Preissumme von je 1.000 € brutto prämiert (Gesamtsumme brutto 6.000 €). Die Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen, vertreten durch Herrn Schmale, erklärt sich auf Grund der Qualität der Projekte bereit, eine zusätzliche Preissumme von 1.000 € auf die bisherige Preissumme von 5.000 € brutto (Anteile Köster 3.000 €, Findeisen 2.000 €) zur Verfügung zu stellen.
Platzierungen
Einstimmig beschloss die Jury aufgrund der hohen Qualität der Arbeiten alle Arbeiten der Studierenden in drei Preisgruppen auszuzeichnen und zu würdigen. Anett-Maud Joppien lobt bei der Verleihung der Preise die Qualität der Arbeiten der Studierenden.
Folgende Arbeiten wurden von der Jury mit jeweils 250 € gewürdigt:
- Mateusz Cierpisz
- Leon Lais
Die folgenden studentischen Arbeiten wurden mit 750 € mit der Preisgruppe 2 prämiert:
- Ferdinand Berghof
- Emil Friedrich
Aufgrund ihrer hervorragenden Leistung prämierte die Jury folgende Arbeiten mit der Preisgruppe 1 (1.000 € Preisgeld):
- Ines Kretz
- Jan Liebig
- Emil Schumann
- Ying Xie