Studierenden-Kubus wird Atelierhaus
Seit 2016 konnten zwölf Studierende mitten in Niederrad in einem völlig neu konzipierten Gebäude wohnen, lernen und forschen. Das transportable „CUBITY“ aus Holz und Glas wurde jetzt beim Wettbewerb „Vorbildliche Bauten im Land Hessen“ ausgezeichnet. Am Montag, den 21.02.2022 erfolgte die offizielle Preisvergabe „Vorbildliche Bauten im Land Hessen“ in Frankfurt-Niederrad.
Das CUBITY auf der Reise
Aus dem CUBITY-LivingLAB wird nun ein zukunftsweisender Ort für Wissenstransformation in der Gemeinde Merzenich in Nordrhein-Westfalen.
Im CUBITY sollen zukünftig Menschen aus aller Welt rund um die Thematik Architektur, Städtebau, Natur und Landschaftsentwicklung im Rahmen des Strukturwandels im Rheinischen Revier am Hambacher Tagebau temporär forschen und wohnen.
Die Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen, mit Sitz in Köln, hat das Gebäude erworben. In den nächsten Wochen wird das CUBITY nun zurückgebaut und reist von Frankfurt auf den Poolplatz in der Gemeinde Merzenich im Kreis Düren. Dort wird es als CUBITY-Atelierhaus mit neuem Nutzungskonzept als zukunftsweisender Ort für Bildung, Lehre und Forschung wieder aufgebaut.
Ein ausgezeichnetes Objekt mit Zukunft
Vor dem Umzug des modularen Baukörpers erhalten die Architekten, Bauherren und Projektpartner durch das Land Hessen und der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) die renommierte Auszeichnung auf dem Gebiet des nachhaltigen Planens und Bauens in der Preiskategorie Neubau, Auszeichnung Vorbildlicher Bauten im Land Hessen 2020, verliehen.
Das Auszeichnungsverfahren „Vorbildlicher Bauten im Land Hessen – Preis für Architektur und Städtebau“ wird im Turnus von drei Jahren gemeinsam vom Land Hessen, vertreten durch das Hessische Ministerium der Finanzen und der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen ausgelobt. Die Auszeichnung wird seit 1954 vergeben und zählt zu den ältesten anerkannten Architekturpreisen in Deutschland. In diesem Jahr werden die „Vorbildlichen Bauten“ erstmals für Architektur und Städtebau vergeben, da die Transformation der Städte nur im Zusammenspiel aller Disziplinen gelingen kann.
Beurteilung der Jury
Durch ein umfangreiches, ganzheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit überzeugt das Projekt CUBITY mit einer innovativen Herangehensweise an die aktuelle Thematik neuer Wohnformen. Der nachhaltige Lebenszyklus von CUBITY zeigt sich vor allem in Form der bemerkenswerten, ressourcenschonenden Bauweise, die den grundlegenden Ansatz der Suffizienz unterstreicht. Insbesondere die gezielte Auseinandersetzung mit der räumlichen und thermischen Selbstbegrenzung übertrifft die sonst überwiegend angewandte Nachhaltigkeit in der Materialwahl, auf die viele Bauprojekte limitiert sind.
Hierbei sind die Berücksichtigung der privaten Räume sowie die klimatisch-innovativen Überlegungen in ihrer Umsetzung besonders gut gelungen. Der Fokus auf die sozialen, gemeinschaftlichen Räume und die dementsprechend klein gehaltenen privaten Räume beweisen an sich eine nachhaltige, solidarische Wohnform. Es wird der geteilte Raum pointiert, was sich ressourcenschonend auf die gesamte Wohngemeinschaft auswirkt und CUBITY zu einem beispielhaften Projekt macht.
CUBITY hat es gemeistert, sich durch Suffizienz und Energieeffizienz als Vorreiter in der Etablierung neuer Wohnformen im urbanen Raum zu positionieren. Das Projekt demonstriert als Studierendenwohnheim seinen Alltagsbezug und beweist sich selbst in seiner Funktionalität und Flexibilität.
Die Jury würdigt das Projekt als effektiven, innovativen und zukunftsfähigen Beitrag zur aktuellen Debatte um nachhaltige Wohnalternativen.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.akh.de/baukultur/
Ein futuristisches Gebäude mit als Inspirator für Zukunftsprojekte
Die Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen (Köln) hat den Kubus-Leichtbau mit 16 mal 16 Metern Innenfläche und zwölf aufeinander gestapelten Wohnwürfeln mit insgesamt 80 Fundamenten gekauft. Im Frühjahr wird es zurück gebaut und reist auf den Poolplatz in der Gemeinde Merzenich im Kreis Düren. Dort wird es als Atelierhaus mit neuem Nutzungskonzept als zukunftsweisender Ort für Bildung, Lehre und Forschung dienen.
„Zuerst haben sich nur Frauen beworben“, erinnerte am Montag die Architektin, Professorin Anett-Maud Joppien (TU Darmstadt), bei der Preisvergabe vor Ort. „Später haben auch Männer Mut gefasst.“ Dabei war das „CUBITY“ von Anfang an besonders. 2013 hatte Joppien gemeinsam mit 50 Studierenden in neun Monaten das erste „Plusenergiestudierendenwohnhaus“ der Welt geschaffen, es in Versailles bei Paris ausgestellt und dafür den Internationalen Solarpreis eingeheimst.
Als „LivingLab“ (frei übersetzt etwa „Lebendiges Labor“) mit der Maxime „Günstiges Wohnen, viel Raum für Gemeinschaft und höchste Energieeffizienz“ kam das Haus 2015 nach Niederrad in die Adolf-Miersch-Straße. Seit 2016 lebten zwölf Studierende auf einem Grundstück der Nassauischen Heimstätte darin. Von Anfang an wurde „CUBITY“ vom Land Hessen gefördert. Die Deutsche Fertighaus Holding AG hatte beim Bau mitgewirkt. Im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojekts erfolgte ein energetisches und ein sozialwissenschaftliches Monitoring.
Ein futuristisches Gebäude mit als Inspirator für Zukunftsprojekte
„Das wird die ganze Region bewegen“, sagte Lothar Klein, Vertreter des Bürgermeisters von Merzenich, bei der Preisverleihung. „CUBITY ist schön, spannend und inspirierend. Vor allem, wenn Menschen aus aller Welt zum Tagebau Hambach kommen und die Entwicklung der neuen Zeit sehen.“
Claudia Rathgeber vom Hessischen Finanzministerium und Florian Dreher als Projektleiter des Auszeichnungsverfahrens „Vorbildliche Bauten im Land Hessen“ ehrten Joppien mit dem Preis für Architektur und Städtebau. Die Vorgaben seien von ihr beispiellos umgesetzt worden und auch das dreijährige energetische und sozialwissenschaftliche Monitoring dazu gebe jede Menge „Chancen für das Leben von morgen“
Errichtung des CUBITY-Atelierhauses als zukunftsweisender Ort für Wissenstransformation in der Gemeinde Merzenich (NRW)
Im CUBITY sollen ab Mitte 2022 Menschen aus aller Welt rund um die Thematik Architektur, Städtebau, Natur und Landschaftsentwicklung im Rahmen des Strukturwandels am Hambacher Tagebau temporär forschen und wohnen. Unter anderem können hier die Thematiken Tagebau Hambach, Hambacher Forst und die Umgestaltung von Alt-Morschenich zum „Ort der Zukunft“ genauer untersucht werden.